Mittwoch, 7. August 2013

"Danke gleichfalls!"



Wir gehen raus und sehen Verkehrsteilnehmer. Passanten, die uns entgegen kommen. Radfahrer, denen wir ausweichen. Wir sehen Supermarktkunden, die das Regal mit dem Frischkäse blockieren. Kassiererinnen, die dir Wechselgeld geben. Obdachlose, die dein Wechselgeld haben wollen. Wir sehen Kellner, die dir Getränke bringen. Verkäufer, die dir was verkaufen.

Was wir irgendwie vergessen haben zu sehen, sind die Menschen.

Treffen wir zufällig jemanden in der Stadt, den wir kennen, begrüßen wir uns und tauschen Unwichtigkeiten aus. Der Andere, der unbeteiligt an euch vorbei geht, bleibt reine Szenerie. Der Andere existiert gar nicht. Er fängt überhaupt erst an, irgendwie "da" zu sein, wenn er stört. Im Weg rum steht. Seinen Einkaufswagen in deine Hacken fährt. Das, was Heidegger "Vorhandenheit" nannte.

Du gehst an jemandem vorbei, aber er ist gar nicht da. Er ist die Straße. Lächelst du ihn an, folgt Irritation. Sagst du ihm, dem Fremden, im Vorbeigehen, dass du sein Shirt cool findest, bist du sofort der crazy ausgeflippte Freidenker. Es ist erstaunlich leicht, sehr schnell der crazy ausgeflippte Freidenker zu sein, über den andere anerkennend den Kopf schütteln, weil das gerade irgendwie super crazy unangepasst war.

Der Andere existiert ja nicht mal wirklich, wenn er mit dir interagiert. "Sammeln Sie die Treuepunkte?" ist keine Kommunikation, es ist reiner, unbewusster Ablauf bestimmter, optimierter Mechanismen. Begegnest du dem Menschen als Mensch, ist er häufig überfordert und es fällt ihm schwer, tatsächlich darauf einzugehen und spontan jene Mechanismen zu durchbrechen, die nun mal zur Szenerie gehören. Zur Szenerie, die als solche überhaupt nicht mehr wahrgenommen wird.

"Den Bon brauch ich nicht. Ich wünsch Dir eine angenehme Schicht!"
"Danke gleichfalls!"

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