Es ist immer dasselbe. Attentate sind fürchterlich, das bezweifelt
niemand. Doch offenbar scheint keine Reaktion die richtige im
Meinungsklima der vernetzten Öffentlichkeit zu sein. Bei ehrlichen Bekundungen des
Mitgefühls sind sofort die Moraltrolle auf dem Posten, das aktuelle Ereignis
der ersten Welt mithilfe der alltäglichen Missstände in einschlägigen Krisengebieten
zu relativieren. Eine Diskussion á la "Meine Moral ist aber viel besser
als Deine!" wird entfacht, die nur selten zielführend ist und in den
meisten Fällen in persönlichen Anfeindungen und - bei Twitter - Entfolgungen
endet.
Die Frage ist doch: Was will der Moraltroll erreichen?
Will er überflüssigerweise auf die schiefen Schwerpunkte
medialer Berichterstattung hinweisen, die im Grunde jedem bewusst sind? Will er
seine ethischen Ideale über die Anderer stellen? Will er das aktuelle Ereignis tatsächlich
als irrelevant abwerten (und damit seine ach so edle Ethik ad absurdum führen)?
Es kann mir niemand erzählen, dass er tagtäglich aufgrund des Terrors in
Krisenländern um den Schlaf gebracht wird und deshalb nur müde über so ein
Attentat wie dem aktuellen Boston Marathon Bombing lächeln kann.
Kann man Ethik relativieren?
Es ist immer dasselbe. Wenn ein großer Fußballtransfer durch
die Medien geht, ist plötzlich auch wieder jeder Mitglied im "Solidarität
für geringverdienende Krankenschwestern e.V.". Doch genau so wenig, wie
man Gehälter und Leistung von Berufen bspw. im öffentlichen Dienst und im
Medienbusiness vergleichen kann, lässt sich doch Betroffenheit aufgrund
schrecklicher Gewalt gegeneinander aufwiegen. Hört auf mit diesem ethischen
Schwanzvergleich.
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