Dienstag, 16. April 2013

Über Bomben, Ethik und Krankenschwestern


Es ist immer dasselbe. Attentate sind fürchterlich, das bezweifelt niemand. Doch offenbar scheint keine Reaktion die richtige im Meinungsklima der vernetzten Öffentlichkeit zu sein. Bei ehrlichen Bekundungen des Mitgefühls sind sofort die Moraltrolle auf dem Posten, das aktuelle Ereignis der ersten Welt mithilfe der alltäglichen Missstände in einschlägigen Krisengebieten zu relativieren. Eine Diskussion á la "Meine Moral ist aber viel besser als Deine!" wird entfacht, die nur selten zielführend ist und in den meisten Fällen in persönlichen Anfeindungen und - bei Twitter - Entfolgungen endet.

Die Frage ist doch: Was will der Moraltroll erreichen?

Will er überflüssigerweise auf die schiefen Schwerpunkte medialer Berichterstattung hinweisen, die im Grunde jedem bewusst sind? Will er seine ethischen Ideale über die Anderer stellen? Will er das aktuelle Ereignis tatsächlich als irrelevant abwerten (und damit seine ach so edle Ethik ad absurdum führen)? Es kann mir niemand erzählen, dass er tagtäglich aufgrund des Terrors in Krisenländern um den Schlaf gebracht wird und deshalb nur müde über so ein Attentat wie dem aktuellen Boston Marathon Bombing lächeln kann.

Kann man Ethik relativieren?

Es ist immer dasselbe. Wenn ein großer Fußballtransfer durch die Medien geht, ist plötzlich auch wieder jeder Mitglied im "Solidarität für geringverdienende Krankenschwestern e.V.". Doch genau so wenig, wie man Gehälter und Leistung von Berufen bspw. im öffentlichen Dienst und im Medienbusiness vergleichen kann, lässt sich doch Betroffenheit aufgrund schrecklicher Gewalt gegeneinander aufwiegen. Hört auf mit diesem ethischen Schwanzvergleich.

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